Montag, 18. Februar 2008

Krönender Abschluss


Der letzte Tag war der allerschönste der ganzen Reise und versöhnte mich mit manchem, was mir nicht so gefallen hat. Was mich vor allem bedrückt hatte, ist der weit verbreitete Umgang mit Frauen in vor allem ländlichen Gebieten. Sie werden vielfach nicht in erster Linie als Individuen mit Rechten gesehen. Traditionen müssen unter allen Umständen geschütz werden, und sie haben sich ihnen zu beugen, sie sind nicht umgekehrt für den Menschen da. Diese Bedrückung, diesen Zwang habe ich öfter in dem Land empfunden. Statistisch gesehen erleiden knapp 60 Prozent der Frauen familiäre Gewalt. Sie reicht von verbaler und körperlicher (auch sexueller) Gewalt bis hin zum erzwungenen Heiraten, auch von Minderjährigen. Auf diesem Hintergrund ist der türkische Prozess gegen den deutschen 17jährigen Marco, der eine 13jährige britische Touristin verführt haben soll, der blanke Hohn.

Trotzdem war es gut für mich, einen kleinen Einblick in das Land zu bekommen – es macht mich sehr dankbar, in Deutschland leben zu dürfen.

Und einen schönen Abschluss fand unsere Reise ja auch: Morgens fuhren wir wieder ins Gebirge, um ein Bergdorf zu besuchen. Hier fand ich das Ursprüngliche, das ich erhofft hatte. Zitrus- und Orangenbäume, Bananenpalmen, Granatapfelbäume, Grapefruits, Granatäpfel – überall leuchteten die Früchte. Frisch gepresste Orangen- und Granatapfelsäfte werden übrigens überall im Land an jeder Straßenecke verkauft, und letzterer schmeckt einfach großartig und ist zudem noch eine richtige Vitaminbombe.

Hühner scharrten im Misthaufen, Hunde trieben sich auf den Straßen herum und bettelten bei den Passanten um etwas Futter, Katzen lagen in der Sonne, die Bewohner saßen zusammen oder verkauften ihre allgegenwärtigen Amulette gegen „neidische Blicke“, Gewürze oder Tücher. Hier waren die meisten Häuser noch nach traditioneller Methode aus Stein und Lehm gebaut, abenteuerliche Terrassen und Balkone aus alten Zweigen und Ästen klebten am Mauerwerk.

Anschließend besichtigten wir eine etwas größere Moschee in Manavgat (wie es sich gehört, wir Frauen mit Kopftuch und alle ohne Schuhe), bevor wir auf dem gleichnamigen Fluss eine Bootsfahrt Richtung Meeresmündung unternahmen. Auf dem Deck konnten wir die strahlende Sonne des bisher heißesten Tages (23 Grad!) genießen. An einer Sandbank, die den Fluss vom Meer trennte, machten wir halt, gingen an den Strand und relaxten unter blauem Himmel oder schauten uns die obligatorischen Stände mit - ja, genau, Amuletten, Gewürzen und Tüchern an. Das Mittagessen wurde uns auf dem Bootsdeck serviert, bevor wir geruhsam zurück tuckerten. Das war wunderschön und bescherte mir echte Glücksmomente.

Zurück im Hotel erlebten wir noch einen sehr schönen Sonnenuntergang, wurden dann bereits um Mitternacht wieder vom Service geweckt, es gab Frühstück, auschecken und Transfer zum Flughafen. Bereits um 8:30 hatte uns Deutschland wieder, und gute sechs Stunden später konnte ich meinen Mann in die Arme schließen.



1 Kommentar:

HeikeK64 hat gesagt…

Gerne würde ich mit Dir mailen. Liebe Grüße, Heike von Cuxhaven, Dünenhof