Montag, 18. Februar 2008

Warum in die Türkei?

Meine Mutter hatte eine Reader's Digest-Reise für zwei Personen „gewonnen“: Hin- und Rückflug mit Übernachtung im Hotel/Frühstück an der „Türkischen Riviera“ sowie einige Ausflüge unter kundiger Reiseleitung – umsonst. Bezahlen musste man „nur noch“ Flughafengebühren, Halbpension und ein zusätzliches Ausflugsprogramm - inklusive „Besichtigungen“ einer Teppichknüpferei, einer Goldschmiedefabrik sowie einer Lederwarenmanufaktur – was der Dreh- und Angelpunkt und gleichzeitig der Haken der ganzen Angelegenheit ist: Ziel ist natürlich, die Ware an den Tourist zu bringen – doch davon später mehr.

Schon einmal hatte meine Mutter eine ähnliche Reise mitgemacht, und meine Schwester hatte sie begleitet. Diesmal reiste ich mit ihr. Die Türkei wäre bei weitem nicht mein erstes Urlaubsziel gewesen, wenn ich es mir hätte aussuchen dürfen. Ich muss gestehen, dass ich gewisse Vorbehalte und klischeehafte Vorstellungen von dem Land und seinen Bewohnern hatte. Ich hatte nun wirklich vor, meine Vorurteile revidieren zu lassen ... Doch es ist mir nicht recht gelungen. Aber ich habe trotzdem ausgesprochen interessante Hintergrundinformationen und erweitertes Wissen über die Türkei bekommen, die mir ein besseres Verständnis ermöglicht haben. Das möchte ich nicht missen.

Da die Flüge von Hannover aus ausgebucht waren, flogen wir von Dresden aus (mit 95 % Sachsen, Rest ein paar Berliner und Brandenburger) - um 9:20 h, was bedeutete, dass wir um Mitternacht aufbrechen und mit dem Auto in der Nacht sechs Stunden durchfahren mussten, um rechtzeitig da zu sein – ein hartes Stück Arbeit.


Der Flug war wunderschön. Ich hatte einen Fensterplatz erwischt und genoss das prickelnde Gefühl, wenn sich die Motoren schneller drehen, man auf die Sitze gedrückt wird, die Maschine abhebt und rasch an Höhe gewinnt. Der schönste Moment ist, wenn die Flugzeugnase durch die wirbelnde Zuckerwatte stößt – ein Augenblick lang auf Augenhöhe mit den Wolken – und plötzlich ist da nur noch strahlendes Blau und Sonne.


Beim Anflug auf unseren Zielflughafen Antalya konnte man die schneebedeckten Berge des Taurus-Gebirges sehen. Wir wurden abgeholt, und da unser ursprünglich vorgesehenes Hotel versehentlich überbucht war, wurde die Gruppe geteilt, was pures Glück für uns war, denn wir hatten mit 30 anderen Reisenden das Vorrecht, in einem wesentlich besseren 5*****-Hotel, etwa 1,5 Stunden von Antalya entfernt, unterzukommen – Luxus pur.


Der nächste Morgen begann mit einer Aufregung: Mutter suchte vergeblich ihre Hörgeräte, die sie doch am Abend vorher bestimmt auf das Nachtschränkchen gelegt hatte. Ich half ihr, alles abzusuchen: alle Ablageflächen, das Bett, den Fußboden, das Badezimmer, Handtasche und Jackentaschen. Nichts. Da der Bus wartete, mussten wir erst mal ohne losziehen und die weitere Suche auf den Abend verlegen. Meine Mutter erzählte mir später, dass sie den Tag gar nicht hatte genießen können und immer nur Stoßgebete zu Himmel geschickt hatte, dass Gott uns zeigen möge, wo die Hörgeräte seien. Gott hat ihre Gebete erhört – auf so kuriose Weise, dass wir den ganzen Abend etwas zum Lachen hatten. Nach unserer Tour mit Stadtrundfahrt durch Alanya, Mittagessen in einem urigen Resaturant und Besuch einer schönen Tropfsteinhöhle suchten wir also im Hotelzimmer erneut alles ergebnislos ab. Dann begann ich, den Koffer auszupacken und alles um und um zu drehen. Dabei packte ich auch ein paar Schuhe aus, die in einer Plastiktüte eingewickelt waren. Ich griff in die Schuhe: Und tatsächlich – in je einem Schuh befand sich ein Hörgerät! Was war passiert? Wir rekonstruierten den Ablauf: Meine Mutter hatte tatsächlich die Hörgeräte auf den Nachttisch gelegt, danach eine Jacke darauf gelegt, diese später wieder aufgenommen und dadurch die Geräte von ihr unbemerkt runtergefegt – in die auf dem Boden stehenden Schuhe hinein, schön verteilt in jeden eines. Später entschied sie, dass diese Schuhe zu unbequem seien, packte sie ein und wählte ein Paar anderes für den Ausflug. Dass sich vermisste Gegenstände in Schuhen wiederfinden können, hatte ich schon einmal vor weit über 20 Jahren erlebt: Sebastian hatte im Sommer als Kleinkind einmal einen Schlüsselbund in einen Winterstiefel fallen lassen, wo wir ihn dann erst ein halbes Jahr später wiederfanden. Tatsächlich hatte ich mich daran erinnert, als ich in Mutters Schuhen suchte, und ich glaube wirklich, dass Gott an dieser Stelle mein Erinnerungsvermögen aktiviert hat.



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