Montag, 18. Februar 2008

Perge und Aspendos



Der sechste Tag stand ganz im Zeichen der Kultur. Wir besuchten drei von insgesamt elf antiken Stätten in der Region Südanatolien: Perge, wo Paulus und Barnabas auf ihrer ersten Missionsreise gastlich aufgenommen wurden, mit ihren Ruinen einer Stadtanlage der späthellenistisch-römischen Zeit, und Aspendos, deren aufragenden Gebäude aus der römischen Blütezeit des 2. und 3. Jahrhunderts n.Chr. stammen, als Aspendos ein bedeutendes pamphylisches Handelszentrum war.

Zum Mittagessen hielten wir an einer Seldschukischen Brücke.

Die Seldschuken waren eine muslimische Fürstendynastie turkmenischer Abstammung in Mittelasien, dem Iran, Irak, und Syrien im 11. Jahrhundert. Sie waren sunnitische Muslime und brachten den Islam nach Anatolien.

An diser Stelle vielleicht ein paar Worte zur Religion in der Türkei. Nach offiziellen Statistiken sind über 92 % der türkischen Bevölkerung Muslime. Sie alle würden sagen, sie seien Muslime, aber tatsächlich werden die religiösen Handlungen – fünf Mal am Tag rituelle Waschungen mit anschließendem Gebet Richtung Mekka, freitags in der Moschee, Fastenmonat einhalten, Almosen geben (2,5 % vom Einkommen), Opfertiere schächten und eine Pilgerreise im Leben nach Mekka etc. - längst nicht von allen eingehalten. Es ist wie bei uns als „christlichem“ Land – die religiösen Feste (wie bei uns Weihnachten) werden gefeiert, aber alles andere ist vielfach sinnentleert und wird nicht so genau genommen, besonders in den Städten, wo fast dreiviertel der türkischen Bevölkerung lebt. Obwohl laut Koran Alkohol verboten ist, wird das Nationalgetränk Raki reichlich konsumiert.

Eigentlich ist seit der Gründung der türkischen Republik durch Atatürk eine strenge Trennung von Religion und Staat vorgesehen, die Realität sieht aber ganz anders aus. Die sunnitisch-islamischen Einrichtungen werden vom staatlichen Präsidium für Religionsangelegenheiten verwaltet. Das ist mit rund 800.000 Mitarbeitern eine der größten Behörden der Türkei. Es regelt die Ausbildung der etwa 100.000 Imame und Muezzine und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor. Moscheen werden allerdings meist von privaten Stiftern finanziert – ein Kaufpreis für einen Platz im Himmel.



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